E-Commerce: Umsätze wachsen zweistellig

Deutsche E-Commerce-Unternehmen erwirtschaften Milliardenbeträge
Die Vorweihnachtszeit ist da – und mit ihr wieder jede Menge Lieferfahrzeuge, die in allen Großstädten in zweiter Reihe parken. Logistikfirmen wie Hermes, UPS und DHL liefern bis zu 80 Pakete in der Stunde pro Fahrzeug und Fahrer aus. Das Geschäft mit den Online-Bestellungen brummt; noch nie gab es so viele Bestellungen im Web wie in diesem Jahr. Die Zahlen belegen den virtuellen Kaufrausch:
Die Top 100 E-Commerce-Händler in Deutschland erwirtschafteten im vergangenen Jahr einen Umsatz – mit physischen Gütern – von 27,4 Milliarden Euro. Verglichen mit den Online-Umsätzen 2015 (24,4 Milliarden Euro) ist das eine satte Steigerung von zwölf Prozent. Das ergab die jährliche Studie „E-Commerce-Markt Deutschland 2017“ von Statista (Leseproben online) und dem Kölner EHI Retail Institute. Dabei werden die 1.000 größten deutschen Online-Shops (physische Güter mit B2C-Schwerpunkt) anhand der erwirtschafteten Online-Umsätze im Jahr 2016 gelistet.

Bis zum Jahr 2022, so die Studie, wird sich der Nettoumsatz noch deutlich auf 68 Milliarden Euro steigern. Den größten Anteil daran machen Elektronik und Medien sowie Fashion aus (beides je 29 Prozent).
Auch interessant: Einzelhandel – 70 Prozent zittern vor Amazon
Top 3 machen fast die Hälfte des Umsatzes aus
Den Löwenanteil des deutschen Online-Umsatzes sichern sich erneut drei Unternehmen: Amazon.de (8,1 Milliarden Euro), Otto.de (2,7 Milliarden Euro) und Zalando.de (1,1 Milliarden Euro). Zusammen erzielt das Spitzentrio rund zwölf Milliarden Euro Umsatz – das entspricht etwa 44 Prozent des Gesamtumsatzes der Top 100. Bei den Generalisten liegt Amazon uneinholbar vorn, doch an zweiter Stelle rangiert bereits Otto.de, gefolgt von tchibo.de (450 Millionen Euro) und lidl.de (208 Millionen Euro) an fünfter Stelle.
E-Commerce-Experten sind sich über die Erfolgsgründe einig: Wer zum Online-Shop eine eigene Plattform oder einen Marktplatz betreibt, ist klar im Vorteil. Ihr großer Bekanntheitsgrad verschafft ihnen einen besseren und breiteren Kundenzugang. Auch für andere Händler werden Amazon und Co. zum attraktiven Partner.

„Es ist kein Zufall, dass die Top 3 Online-Shops auch als Plattform oder Marktplatz agieren“, sagt Christoph Langenberg, E-Commerce-Experte beim EHI. „Ihre große Kundenbasis verschafft ihnen einen Wettbewerbsvorteil. Dennoch zeigen Beispiele wie Otto und MediaMarktSaturn, dass auch eine Multi-Shop-Strategie erfolgreich sein kann“, erklärt Langenberg.
Auch interessant: Zahlungsarten im E-Commerce – welche sind sinnvoll?
Multi-Shop- und Marktplatz-Strategien
Der Erfolg von Multi-Shop-Strategien zeigt sich im Ranking: Otto ist mit mehr als zehn Shops in den Top 100 und erwirtschaftet rund 4,8 Milliarden Euro. Mediamarkt.de, Saturn.de und Redcoon.de, die alle zum selben Unternehmen gehören, würden zusammengerechnet mit einem Umsatz von 1,03 Milliarden Euro an vierter Stelle rangieren. Der Clou: Mit ihren unterschiedlichen Shops können die Unternehmen verschiedene Zielgruppen erreichen und deren individuelle Shopping-Bedürfnisse bedienen. Zugleich besetzen sie wichtige Nischen in einem dynamischen Markt.
Längst haben die Anbieter erkannt, dass Online-Shopping auch zunehmend mobiler wird. Es verwundert daher kaum, dass inzwischen 87 Prozent der Online-Shops eine mobile Webseite anbieten.
Auch interessant: E-Commerce – Schluss mit Abschöpfen!

Bewegung bei Lebensmitteln und Medikamenten
Als erster Lebensmittelvollsortimenter schaffte es Rewe.de mit Platz 58 und einem Umsatz von 108 Millionen Euro in Liste der Top 100. Auch das frisch an der Börse gestartete Unternehmen Hellofresh.de zeigte eine gute Entwicklung und ist von Platz 63 auf Platz 27 vorgerückt.
>> Salesforce – alle Lösungen im Überblick
Mit Spannung schaut die Branche auf die Zahlen des in diesem Jahr gestarteten Online-Lebensmittel-Services Amazon Fresh.
Fahrt hat auch der Online-Handel mit Medikamenten aufgenommen. Acht Apotheken befinden sich mittlerweile im Ranking und erzielen zusammen rund eine Milliarde Euro Umsatz. An deren Spitze rangiert Docmorris.de auf Platz 15 mit 317 Millionen Euro Umsatz.
On- und Offline wachsen zusammen
Ein weiterer Trend im E-Commerce verstärkt sich: Immer mehr Ladengeschäfte, die auch online aktiv sind, verbinden die Kanäle. Services wie eine Online-Reservierung und eine Vor-Ort-Abholung setzen bereits 27 Prozent der Händler ein – elf Prozent planen diesen Dienst. Ähnliche Werte ergab die Analyse beim Online-Kauf und der Abholung im Ladengeschäft (Click and Collect). Hier liegen die Werte bei 24 Prozent (zehn Prozent Planung). Das sind die Ergebnisse einer deutschlandweiten Händlerbefragung, veröffentlicht in der aktuellen IHK-ibi-Handelsstudie.
Auch interessant: Chancen im Netz
Was die Zahlen und Studien belegen: Die Deutschen kaufen zunehmend im Internet ein und lassen sich die Waren zur Haustür bringen. Bummeln in der City und ausgedehnte Shopping-Touren am verkaufsoffenen Sonntag werden mehr und mehr zur Randerscheinung. Erstaunlich sind die Dynamik der Märkte und die ungeheure Steigerung der Umsätze schon in wenigen Jahren.