Motor Mittelstand – Kuball und Kempe

Guten Geschmack kann man kaufen. In einem Hamburger Laden, am alten Fischmarkt, dort, wo früher die Händler zusammenkamen, um an ihren Ständen aus Holz ihre fangfrische Ware anzubieten. Fisch wird dort nicht mehr angeboten, dafür lassen sich Kostbarkeiten anderer Art aufspüren: feinstes Porzellan, mundgeblasenes Glas, erlesener Schmuck, rahmengenähte Schuhe, vierfach gedrehter Zwirn. Alles vom Feinsten, alles erlesen, exquisit – und alles mit Geschmack.
"Unsere kleinen Dinge haben einen Wert, sie stehen für Tugenden, die ein ganzes Leben lang gültig bleiben", beschreibt Inhaber Peter Kempe das Sortiment. "Alles, was wir anbieten, soll glaubwürdig sein", ergänzt sein Partner Thomas Kuball. Seit vierzehn Jahren betreiben die beiden Gestalter ihren Laden an der Ecke, den sie gern "das Lädchen" nennen.
Authentizität als Konzept ist nicht neu, aber selten so konsequent umgesetzt wie bei Kuball und Kempe. Die beiden Inhaber leben, was sie anbieten: die feine Art. Fast alles, das es zu kaufen gibt, wird von Hand gemacht, meist sind altehrwürdige Manufakturen am Werk. "Qualität statt Industrie ist unser oberstes Gebot", versichert Thomas Kuball, der früher bei Jil Sander Einkäufer war. "Es muss einen bleibenden Wert haben, eine Seele, sonst hat es bei uns nichts zu suchen", ergänzt Peter Kempe.
Dabei beschränkt sich die Leistung der beiden Wertebewahrer nicht nur auf das Aufstöbern von schönen und edlen Dingen, die Kaufleute legen vielmehr auch höchstpersönlich Hand an – und sie setzen sich mit viel Engagement für den Erhalt von traditionsreichen Marken ein: So sind auf den 150 Quadratmetern Verkaufsfläche auch selbst gestaltetes Fürstenberg-Porzellan und eigene Kuball-und-Kempe-Gläser zu finden – mit einem Rand aus feinstem Silber, versteht sich. Selbst Meißner Porzellan trägt ihre Handschrift. „Wir verbinden Tradition mit Pioniergeist“, erklären die Macher.
Unsere Ware muss eine Seele haben.

Kuball und Kempe leben den Mittelstand
Tatsächlich zählen Kuball und Kempe zu den Erfindern der Concept Stores, die bis dato in Deutschland nicht bekannt waren. Einzig das Kaufhaus "Colette" in Paris funktionierte nach demselben Prinzip: Das Sortiment orientiert sich am Kunden, nicht nach Produktgruppen.
"Unsere Kunden lieben Luxus und schätzen die Kultur", beschreiben die beiden Schöngeister ihre Klientel. "Wenn sie an den Dingen, die sie bei uns erwerben, Freude haben, dann haben wir unser Ziel erreicht". Neben dem Echten, Wahren, Wertvollen streben die beiden nach Zufriedenheit. "Jeden Tag Freude bei der Arbeit zu haben", das ist das Geheimnis, das ihren Laden am Leben hält.

Der Plan geht auf. Weit über Hamburg hinweg sind die Bewahrer des Schönen bekannt, die Kunden bestellen aus Japan ebenso wie aus Dubai und Amerika, gern auch per Telefon. Internet oder gar einen Online-Shop sucht man vergebens, auch hier bleiben sich die Kaufleute treu: "Viel zu unpersönlich", nennen sie die Digitalisierung des Verkaufens. Neben dem persönlichen Kontakt, den ein Online-Shop nie leisten kann, sorgt "selbstverständlich unsere individuelle Beratung" für Kundenzufriedenheit und immer wiederkehrende Käufer. "Unsere Kunden finden zu uns, nicht wir zu ihnen", sagt Kempe selbstbewusst und legt nach: "Wir betreiben keinerlei Marketing".
Brauchen sie auch nicht, denn wer so lebt und arbeitet, muss nicht noch trommeln, um auf sich aufmerksam zu machen. Letztlich gewinnt immer der gute Geschmack.