CeBIT 2017: Was die Profi-Drohnen können

Das fliegende Auge
Längst sind Drohnen kein aufsehenerregendes Ereignis mehr. Die kleinen Fluggeräte mit vier, sechs oder acht Propellern zählen fast zu unserem Alltag. Kein Tatort mehr ohne Luftaufnahmen, und seit Weihnachten fliegen gerne auch Vater und Sohn mit einer Phantom von DJI herum, dem Weltmarktführer bei Hobby-Drohnen. Die Technik ist einfach: Auspacken und starten, und dank GPS-Hilfe ist Fliegen kinderleicht. Inzwischen liefern die Kameras ultrascharfe Bilder und Videos aus der Luft, ganz ohne Wackler.
Jetzt werden Drohnen auch zunehmend von Unternehmen eingesetzt. Größer, besser und vor allem ausfallsicherer sind diese Profi-Drohnen – dafür aber auch teurer. Marktanalysten von PricewaterhouseCoopers schätzen, dass der globale Markt für kommerzielle Drohnen bis 2020 einen Wert von 117 Miliarden Dollar (rund 118 Milliarden Euro) erreichen wird.

Am häufigsten nutzen Firmen Drohnen, um Filmaufnahmen zu machen. So werden beispielsweise Großbaustellen kontrolliert, Schäden an Windrädern und Stromleitungen analysiert oder auch Fortschritte auf Baustellen dokumentiert. Vorteil dabei: Kein Mitarbeiter muss sich in Gefahr begeben. Mit Wärmekameras lassen sich sehr leicht riesige Solaranlagen kontrollieren, defekte Panels werden als „kalt“ erkannt. In der Landwirtschaft wird das Wachstum des Getreides kontrolliert und so der optimale Einsatz von Düngemitteln gesteuert.
CeBIT: Drohnen
Im Drone Park – einer Kooperation von Intel und der CeBIT – können Besucher hautnah den Einsatz von Multicoptern für Unternehmen erleben. Auf dem Freigelände vor Halle 2 fliegen Drohnen eine Ölplattform im Maßstab 1:15 an und gewinnen Daten bei der Kontrolle von Solarkollektoren.
In der Halle 17 dreht sich alles um Multicopter. Im Ausstellungsbereich Unmaned Systems & Solutions präsentieren mehr als 30 Aussteller die neueste Drohnentechnik. Eine international besetzte Konferenz beschäftigt sich mit technischen und rechtlichen Fragestellungen. Zudem wird es in der Halle auch Drohnen-Rennen geben.
Drohnen im professionellen Einsatz
Auch Flugzeughersteller Airbus verwendet die ferngesteuerten Fluggeräte zur Qualitätskontrolle seiner Passagierflugzeuge vor der Auslieferung (zu sehen auf der CeBIT Halle 11, Stand B16). Dazu folgen die Drohnen einem vorab definierten Flugpfad und generieren systematisch Aufnahmen des Fliegers, auf denen Airbus-Ingenieure Kratzer und Schäden erkennen können. Bei der Inspektion der Flugzeuge lässt sich so die Inspektionszeit von zwei Stunden auf weniger als 15 Minuten reduzieren.
In der Logistikbranche werden die Möglichkeiten von Drohnen umfangreich getestet. Lieferdienste wie UPS, DHL und Amazon proben die Zustellung von Paketen. Mittelfristig ist aber nur die Lieferung leichter Pakete möglich. Bis dahin müssen jedoch viele rechtliche Probleme gelöst werden. Eventuell bekommen die Liefer-Drohnen einen eigenen Höhen-Sektor im Luftraum zugewiesen.

Forscher und Entwickler arbeiten derzeit an autonomen Systemen, die Offshore Windparks warten können. Bei gutem Wetter steigt die vor Ort stationierte Drohne auf, fliegt den Punkt der letzten Kontrolle an und macht mit mehreren Kamerasystemen Aufnahmen der Rotoren. Eine Software analysiert die Bilder und funkt nur die Problemstellen weiter.
Die Drohne fliegt auch als Vogelscheuche...
Der Einsatz der Multicopter ist vielfältig: Sogar fliegende Vogelscheuchen gibt es. Seit Sommer 2016 vertreibt eine Drohne in einem österreichischen Weinanbaugebiet Stare. Das Gerät ohne Kamera besitzt die Gestalt eines Falken, ahmt dessen Flugbewegungen nach und stößt sogar die Schreie des Greifvogels aus.
Dazu passt der Wingcopter 178, den die TU Darmstadt nach vier Jahren Forschung und Entwicklung auf der CeBIT vorstellt. Die Hybrid-Drohne ist eine Kombination aus Multicopter und Flächenflugzeug. Dadurch kann der Wingcopter wie gewohnt vertikal starten und landen, gleichzeitig ermöglicht das Konzept längere Flugzeiten und größere Reichweiten.

Drohnen-Trends auf der CeBIT
- Auch Chiphersteller Intel setzt auf unbemannte Fluggeräte. Gleich zwei deutsche Drohnenhersteller (MAVinci & Ascending Technologies) hat der US-Konzern in den letzten Monaten übernommen. Gemeinsam mit Intel hat die Firma Ascending Technologies zuletzt den Falcon 8+ Quadrocopter entwickelt. „In Zukunft werden wir verstärkt Entwicklungen im Bereich der kommerziellen Drohnen sehen“, meint Matthias Beldzik, Manager bei Intel Deutschland (Intel CeBIT Drone Park, Freigelände der Messe).
- Der chinesische Hersteller Yuneec (Halle 17, Stand A54) hat als professionellen Absatzmarkt vor allem Rettungsdienste im Visier. Feuerwehr, Noteinsatzkräften, Küstenwache und die Polizei setzen auf den Yuneecs Profi-Modell Typhoon H. Er kann Hindernisse erkennen und ihnen selbstständig ausweichen. Weil er statt vier sechs Propeller besitzt, ist er auch ausfallsicherer als Quadrocopter.
- Die Globe UAV GmbH (Halle 17, Stand E26) aus Delbrück nutzt für ihre Drohne "GUAV8" keine klassische Fernbedienung, sondern Computer, Tastatur, Maus und das Mobilfunknetz. In einem Aktionsradius von 30 Kilometern und einer Flugzeit von bis zu 60 Minuten liefert die Drohne Luftbilder und Umweltdaten in Echtzeit. Dank Nachtsichtfunktion können zum Beispiel Ordnungskräfte die Drohne auch im Dunkeln einsetzen – etwa zur Observierung oder Verfolgung von Kriminellen.
Wer vom Thema Drohnen dann richtig gefesselt ist, sollte unbedingt die Firma Halogenkauf Lightech auf der Cebit besuchen. Zwei Drohnenmodelle werden in Hannover präsentiert – zum Selbstbau und zwar wie mit Lego-Bausteinen.

So werden die schwebenden Helfer eingesetzt
- Perspektivisch: In der Werbung
Die Fotos im „Geo Special Hamburg“ wurden mit einer kamerabestückten Drohne aus der Luft geschossen. Das funktioniert auch für Werbe- oder Filmaufnahmen: Im Auftrag des WDR filmte eine Kamera an einer Drohne Wildpferde im Tierpark Dülmen und schwebte dabei direkt über der Herde. - Aufklärung: Beim Natur- und Umweltschutz
Mit Wärmebildkameras ausgestattet, dokumentieren Drohnen die Dämmung eines Dachs, mit Digitalkameras die Schäden an einem Windrad oder den Zustand von Pipelines. In Schwärmen erkunden sie ferngesteuert das Ausmaß der Algenblüte im Meer oder den Zustand des Regenwalds. Mit ihrer Hilfe können Lagepläne erstellt werden, etwa wo auf dem Ackerland der Schädlingsbefall hoch ist. - Präsentation: Für Bauprojekte
Immobilienmakler präsentieren ihre Objekte auf ihrer Website in 3D, Bauherren dokumentieren den Fortschritt auf Baustellen für ihre Auftraggeber. Die Firmen-Homepage lässt sich mit Luftbildern und -filmen über den Unternehmenssitz oder die Sicht auf eine erfolgreiche Arbeit von oben aufbessern. - Vermessung: Für Kartografen
Spezielle Thermalkameras fangen die Wärmeabgabe von archäologischen Gebäuderesten unter der Erde ein. Areale wie Kiesgruben lassen sich in einem GPS-Raster abfliegen. Für Vermessungsaufgaben werden kalibrierte Kameras eingesetzt, die Bodenmarkierungen überfliegen. Daraus entsteht ein Bildermosaik, das mehrere Hundert Quadratmeter umfassen kann. - Spürnase: Bei Rettungseinsätzen
Bei Katastrophen können Drohnen Gebäude erkunden, bevor Rettungskräfte loslegen. Dazu werden sie mit Sensoren (Video, Infrarot, Gas oder Radioaktivität) ausgestattet. Bei Lawinen können sie mit einem Radar bis zwölf Meter unter dem Schnee die Herz- und Lungenfunktion Überlebender empfangen. - Ausblick: Jedem seine Drohne
Der vom Stuttgarter Unternehmen E-Volo zur CeBIT 2013 vorgestellte Leichtflieger VC200 mit Elektroantrieb kann unbemannt und ferngesteuert Brandopfer von Fassaden retten. Via Ausleger gelangen sie an Bord. Experten sagen inzwischen „persönliche Drohnen“ voraus, die etwa beim Joggen über dem Sportler schweben und bei Bedarf den Laufstil zur Verbesserung filmen.